IPMA Level D und C Kurs: Integrität und
Verlässlichkeit (Zusammenfassung)

Im IPMA Level D Kurs sowie IPMA Level C Kurs lernen Sie im Modul 16 die hier beschriebenen Themen Ethik, Nachhaltigkeit, Verantwortung, Widerspruchsfreiheit und Vertrauen kennen.

Nach Abschluss des Moduls sind Sie in der Lage, den Umgang mit Projektmitgliedern unterschiedlicher Herkunft zielgerichtet und für alle Beteiligen zufriedenstellend zu gestalten und ein nachhaltiges Arbeitsergebnis zu erzielen.

Wie lassen sich Integrität und Verlässlichkeit definieren?

Projektmanagement Definition Integrität

Ein Projekt gemeinsam zu bearbeiten erfordert von allen Beteiligten Kompromissbereitschaft. Dies kann in gewisser Weise sogar förderlich sein, da unterschiedliche Ansichten dem Einzelnen eine neue Perspektive ermöglichen. Grössere Konflikte behindern den Arbeitsprozess sowie das Arbeitsergebnis jedoch. Damit alle Beteiligten voneinander profitieren, kommt es auf die Integrität und Verlässlichkeit des Einzelnen an. Integrität bedeutet, dass ein Mensch im Einklang mit seinen moralischen und ethischen Prinzipien handelt. Verlässlichkeit bedeutet, dass der Einzelne sich an getroffene Vereinbarungen hält. Nur so kann eine erfolgreiche Teamarbeit erfolgen.

Die Kompetenzen Integrität und Verlässlichkeit befähigen den Einzelnen dazu, konsequent an Projekten zu arbeiten und konsistente Entscheidungen zu fällen. Man steht verbindlich zu seinem Wort. Ein Projektleiter, der Integrität besitzt, wirkt auf andere Menschen vertrauenswürdig. Dies fördert Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung.

1. Ethik

Projektmanagement Ethik

Nicht selten kommen bei einem Teamprojekt Menschen verschiedener Herkunft und Ethik zusammen. Jedes Teammitglied verfügt über eine individuelle Arbeitseinstellung und hat unterschiedliche Erfahrungen gesammelt.

Aus diesem Grunde ist es unerlässlich, dass der Projektleiter gleich zu Beginn der Zusammenarbeit darauf achtet, Grundsätze und Prinzipien für das gemeinsame Projekt festzulegen. Die Entscheidung, welche Werte massgebend sind, obliegt jedoch nicht der Projektleitung alleine. Das gesamte Team sollte sich gemeinsam auf wichtige Werte einigen (z. B. gegenseitiger Respekt, Feedbackkultur, Regeln der Kommunikation) und die Absprachen in einer Charta festhalten, welche der Teamleiter in das Projektbuch übernimmt. Die gemeinsam festgelegten Regeln sind für alle Teammitglieder verbindlich. Das Festlegen von Regeln fördert die Effizienz der Zusammenarbeit. Auf diese Weise lässt sich vermeiden, dass identische Problematiken immer wieder zu Diskussionen führen.

Eine besondere Herausforderung besteht dann, wenn die Teammitglieder nicht nur aus verschiedenen Abteilungen oder Firmen kommen, sondern aus verschiedenen Ländern stammen. In diesem Fall empfiehlt sich vor Projektbeginn ein gemeinsamer Workshop, um sich mit der Kultur des Projektpartners auseinanderzusetzen und eine gemeinsame Basis für die Zusammenarbeit zu erarbeiten.

2. Nachhaltigkeit

Projektmanagement Nachhaltigkeit

Der Projektleiter sollte das Projekt stets in grösserem Zusammenhang betrachten. Um die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten, müssen äussere und innere Einflüsse, die das Projekt beeinflussen oder beeinträchtigen könnten, stets im Blick behalten werden. Auch die Überlegungen, welchen weiterreichenden Zwecken das Projektergebnis dienen kann, gilt es in puncto Nachhaltigkeit mit einzubeziehen.

Teamarbeit unterliegt Schwankungen, welche das Ergebnis und die Nachhaltigkeit des Projekts beeinflussen können. Manchmal erweisen sich Arbeitsabläufe, die man zu Beginn festgelegt hat, später als unpraktisch. Hier gilt es, flexibel zu reagieren und Abläufe ggf. anzupassen, um einen reibungslosen Arbeitsablauf sicherzustellen. In manchen Fällen müssen auch Einschränkungen für die spätere Nutzung des Projektergebnisses erwogen werden, um eine fehlerhafte Nutzung zu vermeiden.

Um die Nachhaltigkeit eines Projekts zu fördern, eignen sich sogenannte Lessons-Learned-Meetings. Im Rahmen dieser Meetings werden die Zusammenarbeit und die erbrachten Ergebnisse besprochen. Ziel ist es, Fehlerquellen zu erkennen und Abläufe zu optimieren. Als besonders produktiv hat sich die Durchführung von Lessons-Learned-Meetings erwiesen, wenn bereits ein Teilerfolg erzielt wurde. Anhand der positiven Basis können die bisherigen Leistungen gewürdigt und Anregungen gesammelt werden, inwieweit man sich noch verbessern kann.

3. Verantwortung

Projektmanagement Verantwortung

Ein erfolgreiches Projekt verlangt das regelmässige Treffen von wichtigen Entscheidungen. Für existenzielle Entscheidungen ist der Projektleiter zuständig. Hierbei ist es wichtig, Konsequenz zu zeigen. Der Projektleiter muss von seinen Beschlüssen absolut überzeugt sein. Er muss diese auf Nachfrage stichhaltig gegenüber dem Team sowie dem Stakeholder begründen können. Es sollte nicht der Fehler begangen werden, die Verantwortung für wegweisende Entscheidungen ans Team zu delegieren. Dies mündet nicht selten in einem wirren Durcheinander aus Uneinigkeit und Schuldzuweisungen.

Als Projektleiter müssen Sie einen Balanceakt absolvieren. Sie stehen zwischen dem Team und dem Stakeholder und müssen die Bedürfnisse beider Parteien berücksichtigen. Entscheidungen, die gemeinsam mit dem Team getroffen wurden, müssen dem Stakeholder vermittelt werden. Umgekehrt gilt es, das Team über Beschlüsse des Stakeholders zu informieren und diese durchzusetzen, selbst wenn man mit den Beschlüssen des Stakeholders nicht konform geht.

4. Widerspruchsfreiheit

Projektmanagement Widerspruchsfreiheit

Der Anspruch der Widerspruchsfreiheit ist gar nicht so leicht zu erfüllen. Gemeint ist damit, dass getätigte Äusserungen und darauf folgende Handlungen nicht im Widerspruch zueinander stehen. Um absolute Widerspruchsfreiheit zu erlangen, müssten einmal getätigte Äusserungen sprichwörtlich in Stein gemeisselt sein. Dies würde jedoch die nötige Flexibilität ausschliessen, die notwendig ist, um auf Veränderungen zu reagieren.

Auch wenn es absolute Widerspruchsfreiheit nicht gibt und diese auch nicht zielführend ist, handelt es sich dennoch um einen wichtigen Aspekt. Es gilt zu differenzieren: Der Projektleiter sollte auf nötige Veränderungen flexibel reagieren, ohne dabei die Werte zu verletzen, die er vertritt. Hier wären wir wieder beim Thema Integrität. Veränderte Massnahmen sollten nachvollziehbar sein und dürfen nicht im kompletten Widerspruch zu Äusserungen oder Handlungen des Projektleiters stehen. Ansonsten büsst dieser Respekt und Vertrauen seiner Mitarbeiter ein.

5. Vertrauen

Projektmanagement Vertrauen

Vertrauen ist die Basis einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Fehlt Letzteres, kann das Projekt zu keinem nachhaltigen Ergebnis kommen. Es sollte also Ihr oberstes Ziel sein, als Projektleiter das Vertrauen Ihres Teams zu gewinnen. Hierbei handelt es sich jedoch um einen langwierigen Prozess, der immer wieder unter Beweis gestellt werden muss. Einmal gewonnenes Vertrauen kann durch fehlende Widerspruchsfreiheit (s. o.) schnell zerstört werden.

Um Vertrauen aufzubauen, ist eine offene Kommunikation unerlässlich. Suchen Sie regelmässig das Gespräch mit Ihren Teammitgliedern. Zeigen Sie Ihrem Team, dass Sie deren Anliegen ernst nehmen. Weiterhin ist es wichtig, die eigenen Werte auszudrücken und zu vertreten. Ein vertrauenswürdiger Projektleiter ist nicht nur durch ein offenes Ohr und Konsequenz gekennzeichnet, auch das Eingestehen eigener Fehler gehört dazu. Auf diese Weise fungieren Sie als Vorbild für Ihre Mitarbeiter.

Zur Vorbildfunktion als Projektleiter gehört ebenso, dass man dieselben Ansprüche erfüllt, die man an seine Mitarbeiter stellt. Ein Projektleiter, der von seinen Mitarbeitern Pünktlichkeit erwartet, selbst aber regelmässig zu spät zur Arbeit erscheint, wird weder Vertrauen noch Respekt aufbauen.